Finanzkrise und kein Ende: Sparkassen-Vorstand Kurt Müller referierte beim SPD-Gesprächskreis

20. Juni 2012

Was die Europäer zurzeit am meisten schmerzt, das ist die Finanzkrise, fälschlich auch als „Eurokrise“ bezeichnet. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Neuburg-Rain, Kurt Müller, referierte und diskutierte kürzlich im Rahmen der SPD-Gesprächskreise im SPD-Bürgerbüro über die Ursachen der Krise, die spezielle Situation Griechenlands, die Stabilität des Euro und über mögliche Wege aus der Krise.

Interessant und gut verständlich stellte Kurt Müller zunächst dar, wie sich die über 300 Mrd. € Schulden Griechenlands auf Banken, Länder und den Internationalen Währungsfond ( IWF ) verteilen. Griechenland brauche dringend bessere staatliche Strukturen und eine Belebung der Wirtschaft. Nicht der Euro, wohl aber die Finanzen mancher Staaten und großer Banken seien in der Krise. Die Ursachen sah Kurt Müller in der Auflösung des sog. „Bretton-Woods-Systems“, das feste Währungskurse vorsah, bei den ungezügelten Finanzmärkten, denen zu sehr vertraut wurde, und in den hohen Staatsschulden der USA. Vor allem der Devisenhandel der Banken, also die Spekulation mit verschiedenen Währungen, sei sehr riskant. Bei diesem Devisenhandel würden, so Kurt Müller, ca. 12 Billionen US-Dollar umgesetzt, was dem Wert des gesamten Welthandels in einem Jahr entspricht – aber in nur drei Tagen! Viele Banken verzockten sich dabei und gefährdeten damit das ganze Finanzsystem. Der Euro selbst habe keine Krise. Er habe seit 1999 durchschnittlich 1,5 % Inflation pro Jahr gehabt und sei damit stabiler als es die D-Mark mit ca. 3 % jährlich je war.

Die EU und ein fester Euro werden, wie Kurt Müller meinte, immer wichtiger. Allein in Deutschland hänge jeder vierte Arbeitsplatz direkt vom Export ab, der größtenteils in Länder der EU gehe. In diesen 27 EU-Ländern leben mit ca. 500 Mio. Menschen gut 7 % der Weltbevölkerung; sie erarbeiten heute aber rund 30 % der Weltwirtschaftsleistung. Neben den USA sowie aufstrebenden Wirtschaftsmächten in Asien und Lateinamerika könne sich Europa aber nur gemeinsam behaupten. Deutschland stehe, bei allen Mängeln hier zu lande, gut da. Es habe ein vielfältiges Wirtschafts- und Bankensystems – die Sparkassen seien die größten Mittelstandsfinanzierer – eine funktionierende Verwaltung, einen vergleichsweise niedrigen Schuldenstand und eine gut ausgebaute Infrastruktur.

Um aus der europäischen Finanzkrise zu kommen, brauche man, so Kurt Müller, einen langen Atem. Wichtig seien wirtschaftliche und staatliche Strukturreformen in den Krisenländern. Wichtig sei aber auch eine Eindämmung der Gier, indem man die Finanzmärkte kontrolliert und reguliert und die Größe der Banken beschränkt. Außerdem müsse man eine Art Kapital-Umsatzsteuer einführen sowie die hohen und höchsten Einkommen deutlich stärker besteuern.